Rüdig vell Lüt z’Lozärn


10. Luzern- bzw. Swiss-City-Marathon bzw. Schweizer Marathon-Meisterschaft mit gesamthaft rund 10’000 Teilnehmern
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Es versprach ein guter Lauftag zu werden in Luzern: gemäss Wetterbericht sollte sich ausgerechnet rund ums Seebecken der Himmel nicht lockern, es sollte also bewölkt und angenehm kühl bleiben.
So wagte ich als Kleidung meine 2/3-Hosen sowie ein Langarm-Shirt, was sich (für mich) als sehr gut herausstellte. Ausser an meinen Händen hatte ich während meines ganzen Marathons angenehm warm – nicht zu warm, sondern wirklich “grad tip top”! Meine Kleider waren denn auch nicht feucht nach dem Lauf.

Aber beginnen wir doch von vorn: Bereits zum 10. Mal wurde der “Luzerner” durchgeführt und rund 10’000 Teilnehmer bezeugen wohl, dass es eine Erfolgsgeschichte ist. Wobei: Marathon??? Mit Ausnahme der grossen Klassiker mit weltweiter Ausstrahlung (NY, Frankfurt, Berlin, London) müssen “es” die Luzerner, wie auch die “Zürcher”, die deutschen Freunde in München, Bräunlingen und Münster und viele andere mit den “Neben-Events” machen. In Luzern sprechen die Zahlen eine eindeutige Sprache: Ueber 6000 TeilnehmerInnen über den Halbmarathon und rund 1’500 Hartgesottene (sprich Marathonis)! Aus Sicht der Volksgesundheit und des Laufsportes ist dies aber sicher okay: Einen Halbmarathon schafft – mit einigermassen guter Vorbereitung – “jeder”, ein Marathon ist dann schon eine andere Sache. Umgekehrt hat natürlich das Wort “Marathon” schon etwas Magisches und kann man dieses für seine Veranstaltung gebrauchen, so generiert man im Allgemeinen mehr Sponsoren! Swiss-City-Marathon heisst also ein- oder zwei Mal vom Verkehrshaus rund ums Seebecken, entlang der Horwer Bucht nach Horw, von daselbst hinten herum , durchs Allmend-Stadion, wieder in die Vor- und dann in die Innenstadt und retour ins Verkehrshaus. Neu hinzugekommen ist ein Marathon zu Zweit (Duo-Marathon) und seit einigen Jahren wird auch ein Maratholino (5 Meilen-Lauf von Horw nach Luzern) angeboten.
Somit besteht für alle eine Herausforderung, jeder ist ein (Marathon-)Held. 10’000 Teilnehmer generieren auch ordentlich Zuschauer und somit ist Stimmung garantiert – erst noch, wenn die meisten Teilnehmer (und eben, die Zuschauer auch) aus dem fasnachtsverrückten Luzern kommen.

Nach dem gut gelungenen Aargau-Marathon nahm ich mir primär vor, besser zu sein als daselbst (3h23). Sekundär waren wohl 3h19.59 ein Ziel und “so oder so” sollte es schon eine SM-Medaille sein. Zwei der drei Ziele erreichte ich. Dass ich das angeschlagene Pace – ich lief mit den Halbmarathon-Zugläufern von 1h40 an – nicht ganz durchgehalten habe, hat wohl vorallem den Grund, dass ich die Verpflegungs-Situation falsch eingeschätzt habe. Für gewöhnlich laufe ich einen Halbmarathon ohne Verpflegung durch und auch die Long Jogs (der längste war ein Mal 3 h, alle andern im Bereich von 2h 30 – 2h45) laufe ich gewöhnlich “trocken”. An Marathons im Hoheitsgebiet der Aargauer (Winterthur, Zürich, Aargau-Marathon) vertraue ich auf die vielen Bekannten unterwegs, welche dann schon Coci haben. Das dachte ich auch vom Luzerner. Aber da irrte ich und zwar gewaltig! Die Zuschauermassen sind zwar immens, vorallem in Luzern und Horw – erkennen tut man kaum jemanden. Unterwegs hats auch ordentlich Leute, aber irgendwie “andere” als bei uns. Zwei Grüppli der Unteren Aaretaler erkannte ich – doch leider ohne Verpflegung.
Somit ging es satte 33 Kilometer, ehe ich erstmals von Fabian Coci erhielt. Da war meine Energie schon praktisch draussen. Nach dem Lauf hatte ich grosse Mühe, die Treppen des Verkehrshauses hinunterzugehen – die Beine schmerzten. Kaum hatte ich ein erstes Fläschli Cola getrunken und etwas gegessen, waren die Schmerzen weg. Dies zeigte mir: es kam wieder Brennstoff in die Beine! Nun, ich habe aus meinem “Urvertrauen” (s’esch secher öpper ome) gelernt. Ich werde diesem Punkt inskünftig, auch in den Trainings, Beachtung schenken und versuchen zu spüren, wie mein Organismus auf die in den letzten Jahren aufgekommenen Gels reagiert. Es gibt ja auch vor einem nächsten Marathon lange Trainings, wo ich dies ausprobieren kann. Fakt ist – einen Tag nach dem Marathon merke ich kaum etwas in den Beinen.

Ansonsten liefs mir gut und ich weiss natürlich schon, dass man mit 3h22 nicht gross klagen soll, vorallem als 54-Jährige. Schaut man nämlich auch international, so bin ich mit dieser Zeit bei den Leuten.

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Ganz gerne füge ich hiermit an, dass unser umtriebiger Präsident von sm run (ehemals Senioren-Laufverein Schweiz) ein Frauenteam für die SM-Wertung anmeldete. Leider kam keine Wertung zustande, da keine fünf Frauenteams gemeldet waren (Reglement). Es war aber trotzdem eine ganz schöne Erfahrung, in einem Team mit Nicole Lohri, Rosa Moreira, Jutith Märchy und Odilia Mathys zu sein. Leider wurden wir nicht mal “Ausser Konkurrenz” (z.B. bei den Männern) aufgeführt und unsere gute Leistung kann man nicht mal offiziell anschauen. Schade. Alle meine Kolleginnen erreichten in ihren Altersklassen Podestplätze und Nicole Lohri (W40) schaffte es sogar, die 3 Stunden zu knacken (2h59). Bei den Männern hatte sm run mehr Glück: Martin Kühni, Roger Schnyder und Roman Gehrig wurden drittes Team. Eine herzliche Gratulation an meine männlichen sm run-Kollegen.
Die Siegerehrung der Altersklassen fand in schönem Rahmen im Coronado-Saal des Verkehrshauses statt. Dank Stefan Zingg, welcher uns im Zieleinlauf empfing und den wahrscheinlichen Podestkandidaten mitteilte, dass wir uns bereithalten sollten, waren die Podeste (endlich einmal) auch fast alle besetzt. Vielen Dank an Stefan, dass er uns sm runnlern so gut geschaut hat.

Im nächsten Jahr findet diese SM nochmals in Luzern statt. Dann aller Voraussicht nach ohne J.K. – die wird nämlich (auch aller Voraussicht nach) am 50. Schwarzwaldmarathon zwei Wochen zuvor teilnehmen. Der “Schwarzwälder” ist der weltälteste offizielle Frauen- und Jugendmarathon und ich hatte dort einige erfolgreiche Läufe – klar, dass ich bei diesem Jubiläum dabei sein möchte. Übrigens: am “Schwarzwälder” gibts auch (Frauen-)Teamwertungen. Ich hätte natürlich riesige Freude, wenn sich entweder einige Horn-Damen oder einige sm run-Damen für ein Frauen-Team finden liessen. Das wäre wirklich lässig. Auskünfte erteile ich gerne!

Der “Luzerner” ist für Läufer tip top organisiert. Besonders geschätzt habe ich auch, als ich nach der Siegerehrung und x-(Verkehrs-)Hauseckengesprächen als eine der letzten in die Turnhallen-Garderobe kam! ES HATTE NOCH WARMWASSER!
Für die Zuschauer ist es um den Bahnhof herum teilweise etwas unübersichtlich und eng. Aber eben: einen Event in dieser Grössenordnung zur vollsten Zufriedenheit aller durchzuführen ist fast unmöglich! Ein Letztes noch: diesmal war die Passage durchs Allmend-Stadion als grosser Hit angekündigt... hm.... seid Ihr schon mal auf Kunstrasen gerannt? Mir kam es vor, als wenn ich durch einen Moorpfad rennen würde. Zudem verirrten sich nur einige wenige Zuschauer ins Stadion. Da ist dann die Passage durchs KKL schon stimmungsvoller!

Aber wie gesagt! In Prinzip alles gut in Luzern!

Ich selber werde meine Lehren aus dem Missgeschick mit der stärkenden Verpflegung ziehen und hoffe, dass ich die fehlenden 2 1/2 Minuten bald noch ausmerzen kann!

Gerne füge ich noch an, dass unserem Sikinga-Kollegen Rolf Graf ein toller Halbmarathon gelang. DIE Leistung des Tages aber hat wohl ein älterer Herr abgeliefert: Der unverwüstliche Gregorio Sablone, Jahrg. 1937, bekannt auch als treuer Teilnehmer des Sikinga-Laufes, bretterte den Marathon in 3h56 runter.

Zufrieden fuhren wir dann mit der SBB wieder in Richtung Aargau und schon beim Rotsee kamen wir in die Sonne. Ein schöner Ausklang des Tages, umsomehr, als wir bald erfuhren, dass mein Bruder Bruno am Baustellen-Strongman in Baden Gesamtdritter geworden ist.


Jacqueline Keller
 
 

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