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(Wetter)-Glück

Bereits zum 60. mal konnten die Bieler ihre Lauftage durchführen. Ein Mythos in der europäischen Ultraszene, der sich über all die Jahre halten konnte und das trotz schwindender Teilnehmer auf der Hauptdistanz hoffentlich auch noch lange tun können.

Völlig euphorisch meldete ich mich zum Jubiläum an. In den Tagen davor kamen aber grosse Zweifel über das Gelingen des Unterfangens auf. Ich fand den mentalen Zugang zum Lauf nicht, hoffte aber, dass sich das noch ändern würde.
Als ich zuhause meine Sachen packte zog eine Gewitterfront durch und es goss wie aus Kübeln. Auch das Wetterradar zeigte nichts erfreuliches. Vor dem Start liess der Regen nach und um 22 Uhr wurden wir mit einem gewaltigen Knall und den «Toten Hosen» in die Nacht geschickt.

Die Bieler Innenstadt war in Festlaune und bejubelte die Läuferschar. Kinder machten sich einen Spass daraus, wer die meisten Läufer abklatschen konnte. Bald einmal erreichten wir Aarberg, wo die applaudierenden Zuschauer eine Gasse auf der alten Holzbrücke bildeten. Auch die Innenstadt glich einer Festhütte.
Nach Lyss gings dann vollends in die stille Nacht hinaus. Es waren kaum mehr Gespräche zu hören und die meisten mit sich selber beschäftigt. Langsam merkte ich, dass es besser lief als anfänglich befürchtet und begann Vertrauen zu schöpfen. Die Wolken hatten sich grösstenteils verzogen und die Sterne wurden zu unseren Begleitern. Vor Kirchberg stieg dann der sichelförmige Mond am Horizont auf. Mein Gefühl wurde immer besser und ich war nun vollends im Lauf drin.
Es folgte der «Ho Chi Minh Pfad» der Emme entlang. Infolge vielem herumliegendem Totholz war hier eine kleine Streckenanpassung notwendig, was aber den Charakter dieses Abschnitts nicht veränderte. Wurzeln und Steine beanspruchten die volle Aufmerksamkeit. Gleichzeitig kündigte sich der neue Tag an. Vogelgezwitscher und die rauschende Emme sorgten für eine herrliche Stimmung.

Kurz vor Gerlafingen stand ein Kaffeemobil. Das liess ich mir nicht entgehen und so genoss ich die frühmorgendliche Ambiance bei einem Kaffee.
Nach Gerlafingen kam ich in einen richtigen Flow. Es lief einfach perfekt. Auf dem Weg nach Bibern wurde wegen dem Feldschiessen nochmals eine Streckenänderung notwendig. Dieser Umweg enthielt eine ruppige Steigung in den Wald und einen ebensolchen Abstieg. In Bibern traf ich Martin, der beim Aargau Marathon als 4h-Pacemaker wirkte und auch am letzten Long Jog dabei war. Er lief mit seiner Schwester, die ihren ersten Hunderter absolvierte. Danach erfolgte nochmals ein happiger Anstieg bevor es dann runter nach Arch ging. Bis Biel folgten wir dann dem Lauf der Aare.

Beeindruckt hat mich hier ein älterer, bärtiger Mann mit zusammengebundenen Haaren. Eine etwas freakige aber drahtige Gestalt. Er zog sein gleichmässiges Tempo durch, liess die meisten Verpflegungsposten aus und entschwand dann irgendwann meinen Blicken. In gleichem Stil lief eine Dame, die das Basler Kantonswappen auf ihrem Shirt trug. Der eine oder andere Streckenposten konnte sich da einen Kommentar zum neuen Fussballmeister nicht verkneifen.
Im Laufe des Morgens erreichten wir wieder die Bieler Innenstadt. Es gelang mir sogar noch so etwas ähnliches wie einen Endspurt durch die Zuschauergasse hinzulegen. Ich riss die Arme hoch und hatte doch tatsächlich Tränen in den Augen. So einen emotionalen Zieleinlauf hatte ich noch nie erlebt. Das Glücksgefühl war vollends da.

Martin Egli
 
martin