Goldsponsoren

 

Raiffeisen

Sportpark Aare Rhein

Apotheke Wasserschloss

Fitness Turgi

Staeuble Elektrotechnik

enpace

banner gross

100 km Lauf Biel 2019
Warum eigentlich?


Ein Schweizer Klassiker. Ich hatte vor mehr als 14 Tagen den Rennsteiglauf gemacht, das war mein erster Ultralauf, dazwischen war eine Woche Pause und eine Woche Italien mit dem Velo - mit etlichen Höhenmetern. Jetzt in der Woche vor den Bieler Lauftagen überlegte ich mir, ob ich so schnell wieder einen Ultra machen sollte. Zwei Dinge haben mich dazu bewogen:

  • Maus hatte mir erzählt, dass früher vor dem Hornbräteln bis zu 10 Hörner regelmässig nach Biel gingen um zu laufen, und danach zu grillieren.
  • Ein Kollege erzählte mir die Geschichte von Cliff Young, einem Kartoffelbauer, der mit 61 den Sydney - Melbourne Ultra mit 875 km gewann, und das offensichtlich ohne die Regeln zu kennen.

Da ich mich fit fühlte, meldete ich mich also am Mittwoch vorher an. Freitag war das Rennen. 3 Wochen nach dem Rennsteiglauf, ohne Tapering.

Die ersten 56 Kilometer
Man kann das Rennen in drei Teile einteilen: die ersten 56 km vor Kirchberg, die man eigentlich locker schaffen sollte, wenn nichts Unvorhergesehenes passiert. Dann die Strecke vor Bibern bei etwa 77 km in der man in den Sonnenaufgang läuft und wo Zweifel kommen, ob man es schafft, und alles danach, wo man weiss, dass man jetzt nicht mehr aufgeben kann und darf, egal was kommt.

Start ist um 22:00h. Zwischen Kilometer 30 und 56 habe ich meinen ersten Tiefpunkt. Es regnet, und ich habe Probleme mit meiner Verdauung: Magendrücken, und Schwierigkeiten beim Essen und Trinken, wenn ich nichts mehr zu mir nehmen kann, muss ich aufgeben. Ich unterhalte mich gut mit jemandem von einem Ski Club in Kiel über Private Banking, Musik und Laufsport, das hilft die Probleme mit dem Magen zu vergessen. Bei Kilometer 40 machen sich dann auch die Beine bemerkbar. Der Typ vom Ski Club meint: "In Kirchberg hören viele auf, aber danach ist es nur noch ein Marathon".

Der Teil wo man ans Aufgeben denkt.
Nach Kirchberg schalte ich meine Kopfhörer an und höre Musik, das mache ich sonst nie bei Rennen, aber das Feld hat sich in die Länge gezogen und es ist jetzt sehr einsam. Der Damm an der Emme (am Ho-Chi-Minh Pfad) ist schwierig, weil er sehr schmal ist, und dunkel und es gibt Wurzeln und Steine. Das ist für mich der absolute Tiefpunkt. Ich muss aber weiter laufen, weil hier kann ich nicht aussteigen. Dann wird es hell. Ich merke, dass ich keine Magenprobleme mehr habe und mit dem Essen und Trinken klappt es auch wieder besser. Bei Kilometer 70 läuft "Take it to the Limit" von den Eagles und jetzt komme ich auf einmal in eine Euphorie, die Zeiten werden wieder besser und ich hole viele andere wieder ein.

Vor der Verpflegungsstation in Bibern gibt es eine lange Gerade. Ich sehe schon 2 km vorher den Ort, und als ich näher komme, sehe ich eine Menschenmenge dort, die den Läufern zujubelt. Sonne. Das ist einer der schönsten Momente des Laufs.

Der Teil wo man nicht mehr aufgeben kann, egal was kommt.
Nach Bibern geht es über einen Hügel und man sieht den Jura hinter Grenchen aufragen. Jetzt wird es landschaftlich richtig schön, besonders an der Aare entlang Richtung Biel. Die letzten 20 Kilometer ziehen sich endlos lang. Jan hilft mir indem er mir Nachrichten per Whatsapp schickt die ich auf meiner Uhr sehe. Die Beine tun höllisch weh, wenn man bei einem Verpflegungsposten anhält, ist es schwierig, wieder in den Laufschritt zu kommen. Sonst fühle ich mich gut, Pace: 6:30 bis 7, Puls 125, ich bin nicht müde, nicht hungrig und auch nicht dehydriert. Der Zieleinlauf ist unbeschreiblich. Adrenalin pur. Ich komme auf Platz 153 von etwa 700 Finishern mit ziemlich genau 11:00 h ins Ziel.

Fazit
Ein echtes Erlebnis. Toll, ich bin völlig begeistert, und nächstes Jahr wieder dabei. Die Organisation war super. Die Verpflegung alle 8 km ausreichend, aber die Gels waren nicht mein Ding, ich hatte 10 Gels und Salztabletten dabei. Eine Stirnlampe ist wichtig, und eine dünne Jacke, damit kam ich ohne Rucksack aus. Eine Velobegleitung wäre schön gewesen, muss aber nicht unbedingt sein.

Frank