Zürich-Marathon – zum zweiten Mal anders
Wer hätte das gedacht am 26. April 2020, als einige Lauf-Fans am Tag des Zürich-Marathons auf eigene Faust und «irgendwo» die 42 Kilometer und – ganz wichtig ! – 195 Meter abliefen. Ich gehörte auch zu jenen und rannte vor Jahresfrist zu Tochter Stefanie und Schwiegersohn Dan nach Glattfelden.
Das kleine Virus ist leider noch nicht davongelaufen und so müsste man schon Olympiakandidat*in sein, um einen öffentlichen Marathon mitmachen zu dürfen.
Wir müssen mit der Situation leben… auch Sohn Samuel und ich! Es hätte unser erster Muki-Marathon sein sollen – natürlich nicht mehr zusammen in der «Elki»-Kategorie sondern jeder in seiner Altersklasse. Gefühlt beide waren wir «zwäg» für diesen Marathon, aber ganz fest hoffe ich, dass unser «gemeinsamer» Marathon bald möglich wird.
Beat Vosseler «auf dem Podest
Es gab einige Angebote am diesjährigen Marathon-Tag: das Zürcher OK organisierte einen Virtual-Run. Mit einem bescheidenen Startbeitrag war man dabei: man erhielt ein schönes, auffälliges Shirt mit dem «21i» drauf (21. Züri-Marathon), einige Sponsorengeschenke und wurde, nach dem «Einschicken» der Laufuhr-Aufzeichnung in einer Rangliste aufgenommen. Kein Lauf ohne die LG Horn! Unser Mitglied Beat Vosseler, schaffte «seinen» Virtual-Zürich-Marathon in rund 3h37 und erzielte damit das drittbeste Resultat der M55! Er lief die uns bestbekannte Strecke bis Biberstein und retour. Jetzt ist natürlich zu hoffen, dass Beat dann beim hoffentlich nächsten «richtigen» Zürich-Marathon nicht «nur» auf ein virtuelles Podest steigen darf.
Ich entschied mich, bei Albisreisen mitzumachen. Markus Roth, der Geschäftsführer dieses auf Laufsportreisen und -ferien spezialisierten Reisebüros und momentan gar nicht zu beneiden, organisierte für seine Stammkunden einen corona-konformen Marathon im Glatt-Tal: Start und Ziel war beim Schützenhaus Opfikon (nähe Rest. Runaway, Glattbrugg) und die Strecke führte praktisch alles der Glatt entlang bis nach Glattfelden («letzte» grosse Brücke vor der Einmündung der Glatt in den Rhein) und retour. 60 Läufer*innen meldeten sich innert weniger Stunden an, wobei sich rund ¾ die Kurzvarianten Halb- und Dreiviertel-Marathon einschrieben. Für einmal musste Roth nicht Zimmer einteilen, sondern Gruppen bilden. Gar nicht so einfach, auf all die Wünsche von 4Min.45 – 6 Min.30 pro Kilometer und den verschiedenen Distanzen! Aber er schaffte es: innert einer halben Stunde – kurz vor und kurz nach 9 Uhr - schickte er rund 10 Läufergruppen auf die «glatte» Reise! Da es sich um eine (fast) Umkehrstrecke handelte (linke und rechte Glatt-Seite) waren die Verpflegungsposten eine einfache Sache. Es waren je zweimal dieselben. Aber nur schon, dass Albisreisen überhaupt Verpflegungsstationen organisierte, verdient grossen Dank. Und Roth, selber passionierter Läufer, vergass auch nicht, beim allerletzten Verpflegungsposten Coca-Cola bereit zu haben.
Wenn es etwas auszusetzen gibt/gab auf der Strecke, dann waren es die vielen Radfahrer an diesem sonnigen Sonntag, welche unterwegs waren. Zwar waren die meisten rücksichtsvoll, aber es gab da auch ein paar andere… jä nu… solche «Andere» gibt’s halt immer und überall. In meiner Gruppe, 5.45er-Schnitt, waren wir ca. 9 Personen, wobei in Bülach, beim Wendepunkt des ¾-Marathons, deren 5 wendeten. Somit liefen wir anfänglich zu viert – drei Damen und ein Hahn im Korb – nach Glattfelden. Zu meiner grossen Freude stand da für mich noch ein Mini-Fanclub bereit: Schwiegersohn Dan unterstützte mich, indem er nicht nur fotografierte, sondern auch rund 3 km mitlief. Danke, Dan! Und danke für die Fotos! Es war übrigens das einzige Mal, an welchem ich auf die Uhr schaute: rund 2h01 und 21,12 Kilometer bei der Brücke Glattfelden. Unser Hahn im Korb liess nun die Frauen «springen» und oft plaudernd nahm unser Trio den Rückweg unter die Füsse. Dabei begegneten wir vielen virtuellen Läufern, ganz im Sinne von: «De Züri-Marathon findet statt». Erwähnen möchte ich, dass natürlich auch beim «Albis-Run» die meisten die Zürcher-Nummer gelöst hatten, was ihnen die 42 km (und 195 Meter) sicher erleichterte.
Ohne grosse Probleme bogen wir nach Oberglatt wieder an den Weg, welcher entlang des Flugplatz-Zaunes führt. Bald konnte ich auf meiner Uhr die 40 erkennen und auch die eine Kollegin meldete freudig die Kilometerzahl. Bei km 41 und bei ca. km 41,8 wurde die zweite Kollegin ziemlich nervös, ja fast hässig! Sie teilte uns mit, dass S I E noch 300 Meter laufen m ü s s e. Da für mich dieser Marathon weder für den 100er-Club noch für den Züri-Marathon zählte, sagte ich, dass es für mich i.O. sei und ich beim Schützenhaus «fertig mache». Auch die andere Kollegin rannte nun mit mir zum corona-konformen Empfangskomitee vor dem Schützenhaus (sollte man wirklich gesehen haben… ). Zwei Minuten später kam dann auch noch die «Mehr-Läuferin» und klärte uns auf: Ihre Sportuhr zeigte bei km 41 erst 40,7 km an und da sie für die virtuelle Zürcher-Wertung unbedingt 42,195 Kilometer einsenden wollte, musste sie diese 300m auf ihrer Uhr noch laufen… ?. Wie genau Markus Roth diesen Marathon ausgemessen hat, sieht man daran, dass meine (Garmin-)Uhr genau 42,2 km anzeigte. Ich schaffte dies in 4h und 17 Sekunden. Meine beiden Kolleginnen schafften es unter 4h, denn sie neutralisierten die Plauderstündchen bei den Verpflegungsstopps…
Nach der Katzenwäsche – selbstverständlich gabs keine Garderoben und Duschen – sassen wir Stammgäste von Albisreisen – selbstverständlich corona-konform – noch überdurchschnittlich lange beisammen. Die Wirtsleute des Schützenhauses gaben sich alle erdenkliche Mühe, uns zu bewirten und noch selten habe ich eine so aufgestellte Läuferschar nach einem Anlass erlebt. «Wotsch wörkli scho hei, Jackie»?, rief mir jemand nach, als ich mit Sikinga-Kollege Rolf Graf, welcher im Verpflegungstrupp im Einsatz war, und Partnerin Luzia, aufbrach. Das spricht doch Bände und zeigt, dass sich wohl viele, egal ob Läufer, Turner, Kaninchen- oder Bienenzüchter, danach sehnt, in seiner Gemeinschaft den sozialen Aspekt wieder zu erleben.
Darauf freue ich mich auch bei der LG Horn. Wer weiss, vielleicht ist sogar bald ein Horn-Brötle möglich!
Vielen herzlichen Dank an Markus Roth und dem gesamten Albisreisen-Team, dass sie uns diesen wunderbaren Marathon-Tag ermöglicht haben. Es war eine glattwegs glatte Sache im Glatt-Tal.
Jacqueline Keller