30 Jahre Jungfrau-Marathon
Jubiläumslauf - und Jubiläumslauf für Jacqueline
Schon anfangs Jahr war klar: wenn irgendwie möglich, möchte ich am Jungfrau-Marathon, Ausgabe 2023 starten! Ein wirklich sehr spezieller Anlass mit spezieller Motivation für mich: vor 30 Jahren, Samuel war anderthalbjährig, Stefanie vierjährig, stand ich, zusammen mit Vater «Maus» und einigen andern Hörnern, am Start des allerersten Jungfrau-Marathon bei der Höhenmatte in Interlaken. Begleitet wurde ich von der ganzen Familie: Ehemann Fabian, Stefanie Samuel, Mutter Therese. Das Wetter hätte garstiger nicht sein können und so musste man uns beim ersten Mal das Wahrzeichen des Marathons, die Eigermoräne, ersparen. Anstrengend wars trotzdem: auf der Ersatzstrecke via die Wengeneralp auf die Kleine Scheidegg (einige Höhenmeter oberhalb dieser!) liefen wir nach über 42 Kilometer ins Ziel – weniger will kein echter Marathoni laufen! Ich war und bin sehr stolz, dass ich 30 Jahre später immer noch «ordentlich dabei» bin. Und immer noch habe ich Ziele: Es war mein Wunsch, aufs Kategorien-Treppli und unter fünf Stunden zu laufen. Das Zweite verpasste ich leider um 27 Sekunden… Gründe gibt es, aber kurz und bündig: Ich muss «es» akzeptieren und zurecht kann man sagen: «Di sell ufhöre jammere»! ?
Es war ein Prachtstag an diesem 9. September: schon am Start herrschte strahlender Sonnenschein, welcher uns die ganze Strecke via Interlaken «City» - Bönigen – Wilderswil – Zweilütschinen – Lauterbrunnen – Wengen – Wixi (unterhalb Wengeneralp) – Eigermoräne bis zum Ziel bei der Station Eigergletscher begleitete. Beim Eigergletscher befindet sich seit zwei oder drei Jahren das Ziel und ich muss sagen, dass ich diesen Wechsel als nicht so gut empfinde. Die Platzverhältnisse beim Ziel sind begrenzt und es bleibt keine Zeit (und Raum) für ein kurzes Dessert-Essen mit der Familie oder ähnliches. Es hatte zwar haufenweise Zuschauer*innen im Ziel-«Schuss», aber irgendwie kamen gar nicht alle rein, denn als ich das Zielareal verliess, wurden hinter einem hohen Zaun haufenweise Zuschauende und Fans zurückgehalten. Ich möchte nicht weiter motzen: der Lauf an sich ist super organisiert und ich bin dankbar, hatte Fabian mehrere Male Gelegenheit, mit unseren Kindern das «alte Ziel» auf der Kleinen Scheidegg zu geniessen. Danach hatten damals die Läuferschar und die Fans die Möglichkeit, via Wengen oder Lauterbrunnen nach Interlaken zurückzukehren, was die Masse teilte. Nun «müssen» alle ins Kleiderdepot nach Grindelwald fahren (per neuer V-Bahn oder Zahnradbahn) und beim Terminal in Grindelwald-Grund gibt’s ein Riesenchaos, bis alle in den Zügen «nach vorn» sind.
Und wenn ich schon am Kritisieren bin: die Idee mit dem Jubiläums-Halbmarathon mit Start in Lauterbrunnen mitten während des Marathonlaufs, war auch nicht die Beste. Ich zitiere an dieser Stelle die Ausdrücke von an sich besonnenen Personen nicht… sie sind nicht druckreif.. leider. Ich hoffe, dass es das letzte Mal gewesen ist, dass man «verhinderten Marathonis», welche im Wanderschritt (das Gros hatte zwischen viereinhalb und sechs Stunden!) die Strecke hoch schlurften, eine Startgelegenheit gewährt. Ich bin der Meinung, dass diese Strecke und die Bähnlis auch so an ihre Kapazitätsgrenzen stossen (Touristen sind ja auch noch unterwegs!). Zwischen Wixi und der Moräne musste ich einige Male still stehen, weil vor mir nichts mehr ging und rund drei Mal musste ich mich am Shirt meiner Vorderfrau oder des Vordermannes halten, damit ich nicht das Gleichgewicht verlor beim Halt bzw. beim Stehen.
So, nun wirklich genug gemotzt: schliesslich möchte ich ganz klar auch festhalten, dass ich zwischen Zweilütschinen und Wengen eine Krise hatte und einfach auch nicht schneller lief. Es war harzig. Nach dem Restaurant Oberland bekam ich – eventuell weil ich ab dort Cola trinken konnte – wieder Energie und ich konnte laufschrittähnlich hoch laufen. Schon als ich beim Wixi vorbeilief, empfand ich eine Riesenfreude – nun konnte einfach nichts mehr schief gehen! Zum Glück ist die Moräne ca. anderthalb Meter breit – so konnte ich dort sogar noch einige Läufer*innen überholen. Doch die letzten 200 Meter gingen dann auch bei mir in die Knochen. Trotzdem erreichte ich mit einem Glücksgefühl das Ziel. Es war und ist nicht selbstverständlich, immer noch ansehnlich laufen zu können.
Mit der Wengernalpbahn fuhr ich via Kleine Scheidegg nach Grindelwald und konnte so nochmals die prächtige Berglandschaft geniessen und zurückdenken an viele schöne Lauf- und Familienerlebnisse (auch an Zweikämpfe mit Bruder Bruno!) in dieser Region!
Zusammen mit Laufkolleginnen und -kollegen genoss ich in der Festwirtschaft in Grindelwald nochmals köstliche Penne, welche mit einem Gutschein vor oder nach dem Lauf bezogen werden konnten. (Danach gibt’s bei Kellers mal rund eine Woche keine Pasta mehr!). Nach der Siegerehrung musste – wie erwähnt – die Abreise nach Interlaken erdauert werden. Es hatte viel mehr Leute als Platz im Zug. Zum Glück war schönes, warmes Wetter und die Leute konnten dies «relativ gut» ertragen. Ich möchte noch erwähnen, dass wir bei den W 60 dieselben Läuferinnen auf dem Podest waren, wie schon in Zürich (Rang zwei und drei vertauscht). Sehr gerne erwähne ich auch die Leistungen unserer fünf LSG Brugg Kollegen: Roman und Ursina Fankhauser, Christoph Bächli sowie Erwin Wernli und Stefanie Dubach-Wernli liefen allesamt zufrieden und in bester Verfassung ins Ziel ein. Ebenfalls hat mich, wie schon im 2022, sehr gefreut, dass mein Bezirksschulkollege Guido Häfliger (seine Eltern führten die Milchi in Untersiggenthal), bei den Männern 60 gewonnen hat. Viele Läufer*innen mussten spätestens beim Wixi aus dem Rennen genommen werden. Vor allem die Wärme war dafür verantwortlich, dass der Wettkampf diesmal noch anspruchsvoller war als sonst schon, denn fast 2'000 Höhenmeter auf den letzten 17 Kilometern sind einfach kein Klacks.
Mit meinem 77. Rang overall (über 800 gestartete Frauen) und dem Kategoriensieg bei den W60 und (vielleicht) als «fastest Grandmother 2023» bin ich zufrieden.
Ich danke dem OK für all seine Bemühungen und natürlich danke ich auch allen Helfern, welche uns alljährlich dieses oft unbeschwerte Laufen im Gebirge ermöglichen!
Jacqueline Keller